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Psychische Belastung am Arbeitsplatz

Das Wichtigste in Kürze

Die Berufswelt wandelt sich ständig. Immer mehr Angestellte kommen mit den Betriebsanforderungen nicht nach. Die fortschreitende Digitalisierung kann ebenfalls Ängste und Überlastung verursachen. Ein Viertel aller Erwerbstätigen in der Schweiz weisen psychische Belastungssymptome auf.

Wir wissen aus Erfahrung, dass Angestellte mit Burnout oder Boreout plötzlich ausfallen können, wenn die Symptome nicht früh erkannt werden. Eine Rückkehr an denselben Arbeitsplatz und in den gleichen Tätigkeitsbereich ist nur selten der Fall.

Welche seelischen Beanspruchungen gibt es im Berufsumfeld?

Hocher Arbeitstakt, dauernde Arbeitsstörungen sowie Leitungs- und Teamprobleme könnten Hauptgründe für seelische Anspannung sein. Mangelnde Anerkennung durch Vorgesetzte, fehlendes Vertrauen oder andauernde Konflikte beeinflussen ebenfalls das seelische Wohl der Angestellten. Häufig resultieren diese Belastungen nicht nur aus dem Arbeitsumfeld, sondern aus einer Kombination von beruflichem Stress und privaten Herausforderungen. Selbst wenn seelische Schwierigkeiten private Gründe haben, beeinflussen sie den Betroffenen auch am Arbeitsort. Es liegt also auch im Interesse des Arbeitgebers, darauf zu reagieren.

Die gängigsten Gründe für seelische Probleme im Berufsumfeld

Digitaler Druck durch ständige Präsenz digitaler Technologien und der damit einhergehenden Informationsüberflutung

Übermässige Arbeitslast und Zeitdruck über längere Perioden; stetiger Stress

Unklare Kommunikation und Leitung; fehlende klare Entscheide und Aufgaben

Die Aufgaben und Pflichten passen nicht zu den Kompetenzen des Angestellten, er oder sie ist entweder überlastet oder nicht ausgelastet

Die Gestaltung der Arbeit (Unternehmenskultur, Zukunftsaussichten, Mitwirkung)

Beständige, nicht gelöste Team- oder Führungsstreitigkeiten

Prävention und Aufklärung in der Schweiz:

Die Berufswelt wandelt sich ständig, und die Prävention psychischer Erkrankungen wird immer wichtiger.

In der Schweiz gibt es diverse kantonale und nationale Initiativen, die sich mit der Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz beschäftigen.

Es wäre sinnvoll, regelmässige Schulungen und Workshops zu diesem Thema anzubieten, um das Bewusstsein zu schärfen und präventive Massnahmen zu fördern.

Einbindung der Suva und flexible Arbeitsmodelle:

Die Suva bietet diverse Instrumente und Unterstützungsmöglichkeiten zur Analyse und Minderung psychosozialer Risiken am Arbeitsplatz. Unternehmen können hier profitieren und sollten eine Zusammenarbeit in Erwägung ziehen.

Zudem wäre es sinnvoll, flexible Arbeitsmodelle, wie z.B. Homeoffice, Gleitzeit oder Teilzeitarbeit, zu fördern. Dies kann dazu beitragen, den Stress und Druck auf die Mitarbeitenden zu reduzieren.

Wir können sie dabei unterstützen.

Wie stelle ich fest, dass jemand unter Burnout leidet?

Änderungen in der Arbeitsweise, im Verhalten und im sozialen Kontakt von Mitarbeitenden sind für Führungskräfte meist schnell erkennbar. Obwohl einige Anzeichen zunächst nicht alarmierend sein mögen, sollten bei einer Anhäufung die Alarmglocken läuten.

Arbeitseinstellung

Wenn Mitarbeitende Burnout-Gefahr zeigen, treten in der Regel mehrere der oben genannten Symptome auf.

Ohne Unterbrechung arbeiten, einschliesslich Abende und Wochenenden, oft ohne merkliche Verbesserung der Ergebnisse

Vernachlässigung von persönlichen Ressourcen: Freizeitaktivitäten, Gesundheit, soziale Kontakte und äussere Erscheinung

Zunehmende Reizbarkeit, steigende Konfliktneigung, verstärkter Zynismus

Schwierigkeiten bei der Konzentration und zunehmende Vergesslichkeit

Sozialer Rückzug im Team, z.B. das Vermeiden gemeinsamer Pausen

Mangelnde Begeisterung und sinkende Kreativität

Schwankende Arbeitsqualität und häufigere Fehler

Widerstand gegenüber Vorgesetzten

Widerwillen gegen Veränderungen; Schwierigkeiten, Neues aufzunehmen

Soziale Interaktion

Vermeidung von Gesprächen mit Kollegen

Probleme in Beziehungen, privat oder bei der Arbeit

Schwierigkeiten bei Entscheidungen

Grosse Ferien- und Überstundensaldi

Häufig kurze Abwesenheiten

Anfänglich gesteigerte Aktivität während der Arbeitszeit

Emotionale und körperliche Zustand

Übermässige Reaktionen auf kleine Dinge

Gefühl von Hilflosigkeit und Verzweiflung

Trübsinnigkeit und Sensibilität

Stimmungsfluktuationen

Zunehmende körperliche Beschwerden, insbesondere Kopfschmerzen oder Magenprobleme

Schlafprobleme, sofern bekannt

Teamzusammenhalt durch soziale Aktivitäten

Teamaktivitäten und soziale Anlässe können dazu beitragen, den Teamzusammenhalt zu stärken und frühzeitig Anzeichen von Unwohlsein zu erkennen.

Empfehlungen für Arbeitnehmer: Selbstschutz und Unterstützung suchen

In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt kann es für Arbeitnehmer herausfordernd sein, das eigene Wohlbefinden zu priorisieren.

Jedoch ist es essenziell, auf sich selbst zu achten und proaktiv Unterstützung zu suchen, wenn nötig.

Erkennen Sie die Zeichen:

Achten Sie auf sich selbst und lernen Sie, die Symptome von Burnout oder anderen psychischen Belastungen zu erkennen.

Dies können zum Beispiel ständige Müdigkeit, Schlafstörungen, anhaltende Reizbarkeit oder ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit sein.

Setzen Sie Grenzen:

Es ist wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu setzen.

Dies kann beinhalten, feste Arbeitszeiten einzuhalten, regelmäßige Pausen zu machen und sicherzustellen, dass Sie genügend Zeit für Entspannung und Hobbys haben.

Suchen Sie Unterstützung:

Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sie brauchen.

Dies könnte ein Therapeut, ein Berater oder sogar eine Selbsthilfegruppe sein.

Kommunikation:

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Arbeitslast zu groß ist oder Sie sich in Ihrem Arbeitsumfeld nicht wohlfühlen, sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten oder der Personalabteilung.

Es ist besser, Probleme frühzeitig anzusprechen, bevor sie sich verschlimmern.

Pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk:

Der Austausch mit Kollegen, Freunden und Familie kann Ihnen helfen, sich verstanden zu fühlen und Unterstützung zu finden.

Gemeinsame Aktivitäten und soziale Kontakte sind oft ein wichtiger Ausgleich zum Arbeitsalltag.

Wie und wann thematisiere ich bei der Mitarbeitenden oder dem Mitarbeitenden Probleme?

Auch heutzutage sind psychische Belastungen im Berufsumfeld häufig mit Vorurteilen behaftet. Die Angst, stigmatisiert oder entlassen zu werden, ist bei Betroffenen gross. Das Übersehen offenkundiger Probleme verkompliziert die Lage für alle Beteiligten. Es ist essenziell, mutmassliche psychische Belastungen bei einer Kollegin oder einem Kollegen anzusprechen.

Jemanden aus guten Gründen auf augenscheinliche Schwierigkeiten anzusprechen, erfordert Feingefühl, Vertraulichkeit und sorgfältige Vorbereitung. Vorgesetzte sollten Warnzeichen wie Burnout, Depression oder andere geistige Krankheiten nicht übersehen. Sie können nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für das Team und den Betrieb schwerwiegende Auswirkungen haben. Je zeitnaher man mit einem Gespräch reagiert, umso besser. Dies kann im besten Szenario sogar den Krankheitsverlauf abschwächen und die Heilungschancen erhöhen.

Gesprächsführung bei Anzeichen von Burnout

Grundsätzlich ist es als Vorgesetzter essentiell, ein Vertrauensverhältnis und eine Atmosphäre von Wertschätzung und Ehrlichkeit im Team zu fördern. Investieren Sie in eine transparente Kultur, legen Sie den Grundstein für offene Diskussionen, wenn es einem Teammitglied nicht gut geht.

Wenn Sie Zeichen eines Burnouts, einer Depression oder einer anderen geistigen Krankheit bei einem Teammitglied bemerken, ist der erste Schritt, proaktiv das Gespräch zu suchen. Kommunizieren Sie im privaten Rahmen mit Ihrem Teammitglied, zeigen Sie Ihre Besorgnis und planen Sie ein Gespräch in einer entspannten Umgebung ohne Druck.

Bieten Sie Raum und Zeit: Als leitende Person sollten Sie für eine beruhigende, entspannte Umgebung sorgen. Führen Sie das Gespräch in einem abgesonderten Raum oder machen Sie einen Spaziergang. Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Zeit haben und das Gespräch nicht abrupt enden muss.

Seien Sie aufmerksam und neutral: Springen Sie nicht zu voreiligen Schlüssen und hören Sie Ihrem Gegenüber aufmerksam zu.

Verwenden Sie Ich-Aussagen: «Ich mache mir Gedanken über Sie / über dich!». Zeigen Sie Ihre Bereitschaft zu helfen und informieren Sie über verfügbare Unterstützungsleistungen, die Sie vor dem Gespräch recherchiert haben.

Planen Sie ein Folgegespräch: Das erste Treffen kann sehr intensiv und emotional sein. Beide Seiten benötigen Zeit zum Nachdenken. In einem weiteren Gespräch, etwa drei bis fünf Tage später, können Sie Rückmeldungen einholen und über zusätzliche Massnahmen und Hilfsangebote sprechen.

Zusätzliche Unterstützungsangebote und Mitarbeitergespräche

Es könnte hilfreich sein, Mitarbeitenden einen einfachen Zugang zu psychologischer Beratung oder Coaching zu ermöglichen, etwa durch Zusammenarbeit mit externen Anbietern oder durch die Einbindung betrieblicher Sozialdienste.

Zudem sind periodische Mitarbeitergespräche essentiell, um den Zustand und die Zufriedenheit der Angestellten regelmässig zu überprüfen. Dabei sollte es nicht nur um die Leistung, sondern auch um das Wohlbefinden des Mitarbeitenden gehen.